Arbeitseinsatz und Hofbesichtigung bei Johannes Fischer
26. April 2015
Der Hof von Johannes Fischer liegt in Langeneichstädt, 35 km von Halle, 75 km von Leipzig und 230 km von Berlin entfernt, siehe Fotos zum Arbeitseinsatz in der Rubrik Fotogalerie. Erreichbar ist Langeneichstädt ausser mit dem Auto mit dem Zug, egal ob von Berlin oder Leipzig kommend über Halle und Merseburg bis Langeneichstädt Bahnhof. Mehr über den Hof kann man auch auf unserer Internetseite erfahren Grüner Berg.
Zum Arbeitseinsatz kamen fünf Berliner aus den Gruppen Neukölln 3 und Friedenau und nochmal fünf Leute aus Halle. Nach einer kurzen Kennenlernrunde, ein paar Gläsern Apfelsaft und Vanillepudding mit Rabarberkompott sind wir aufs Feld rausgefahren um mit dem Ausgraben eines Zaunes und Aufwickeln des Maschendrahts zu beginnen. Davor waren wir noch bei den Hühnern, dazu aber mehr später.
Die Arbeit auf dem Feld dauerte etwa fünf Stunden und bestand im Wesentlichen daraus, Löcher zu graben um die Betonpflöcke, die den Zaun halten auszugraben und den an den Betonpflöcken befestigten Maschendraht aufzurollen. Am Ende hatten wir etwa 250 Meter Zaun und vielleicht 30 Betonpflöcke auf dem Anhänger des Traktors verstaut und zur Lagerhalle gebracht und wieder abgeladen. Vor dem Abladen gab es eine verspätete Mittagspause mit - wie fast immer - sensationellen Köstlichkeiten, die jeder mitgebracht hatte, sowie einem feinen Apfelkuchen von Johannes Mutter und Kaffee. Dabei sprachen wir noch recht viel über Hühner, Eier und wie wir das mit der Eierlieferung und Bezahlung fortführen möchten - dazu aber auch später mehr. Das Wetter hat gepasst, apriltypisch war von allem bis auf Schnee was dabei, wobei es bis auf ein, zwei kleine Schauer trocken blieb und meistens die Sonne schien.
Johannes selbst hat drei Kinder, um die 4, 3 Jahre und 6 Wochen alt. Außerdem gibt es im Garten einen Sandkasten, eine nette Katze und Enten, weshalb ein Arbeitseinsatz dort mit Kindern sehr gut möglich ist. Wegen des relativ langen Anfahrtswegs - von Berlin aus gemütlich gefahren fast drei Stunden - ist uns klar, dass Arbeitseinsätze bei Johannes übers Wochenende Samstag und Sonntag stattfinden sollten. Sehr praktisch für solche Wochenendeinsätze ist, dass Johannes eine Art Gästehaus - einen alten Vier-Seiten-Hof - mit Platz für 10 Personen hat, in dem man übernachten kann.
Die Hühner leben nicht im Garten beim Haus sondern ein paar hundert Meter entfernt bei der Lagerhalle des Hofs zusammen mit ein paar Schafen und Gänsen in einem Freiluftgehege. Das Gehege ist wegen der Schafe eingezäunt - ca. 3000 qm grob geschätzt - die Hühner können dieses allerdings verlassen, wenn sie wollen und rumpicken, wo sie wollen. Interessanterweise laufen die nicht weg. Durch diesen großen Auslauf kann ein Fuchs, wenn er denn kommt, keinen großen Schaden anrichten, da die Hühner Flucht- und Versteckmöglichkeiten haben. Wenn allerdings irgendwann mal wieder ein toter Vogel mit Vogelgrippe irgendwo in Europa vom Himmel fällt und deshalb eine allgemeine Stallpflicht für Federvieh ausgerufen wird, müssen die Hühner in den Stall. Sollte sich ein Fuchs dort Zugang verschaffen können, gibt es - mangels Flucht- und Versteckmöglichkeiten für die Hühner - ein Gemetzel, wie vor kurzem geschehen. So wurden aus unseren 50 nun 35 Hühner. Die allgemeine Stallpflicht für Federvieh wegen eines im Herbst auf Rügen vom Himmel gefallenen Vogels (Jonas berichtete) ist nun aber wieder aufgehoben.
Die schwarzen und weißen Hühner sind im übrigen zwei unterschiedliche Rassen, die Johannes für uns hält. Zu den im Allgemeinen - und auch in Bio-Betrieben - zur Eierproduktion verwendeten Hybridhühnern seien ein paar Dinge gesagt: Sie werden aus zwei gezüchteten Inzuchtrassen „hergestellt” und legen - sehr praktisch - pro Tag ein Ei. Also 7 Eier pro Woche und nicht wie „normal” je nach Laune des Huhns zwischen 3 und maximal 6 Eiern. Hybridhühner können sich untereinander fortpflanzen, das wird aber i.d.R. nicht zugelassen, da man nicht weiß, was für eine Hühnerasse dabei rauskommt. Hat mit Genetik zu tun, darauf näher einzugehen würde wohl den Umfang dieses Berichts sprengen. Aufgrund der enormen Legeleistung der Hybridhühner haben alle auf Legeleistung gezüchteten Hybridhühner wegen eines dauerhaften Mineralienmangels (müssen ca. 50% mehr Eierschale produzieren) Osteoporose - eine auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit. Spielt aber keine große Rolle, da Hühner auch mit gebrochenen Beinen Eier legen können. Ebenfalls für die kostenorientierte Lebensmittelindustrie sehr praktisch ist, dass die Hybridhühner wegen des täglichen Kraftakts des Eierlegens sowie der kaputten Knochen, meist nach ein bis max. zwei Jahren einfach schlapp machen, umfallen und sterben. Heraus kommt für den preisbewussten Kunden ein billiges Ei, wahlweise sogar mit Biostempel.
Da bekanntermaßen nur Hühner Eier legen haben die männlichen Hybride kein langes und auch kein schönes Leben. Je nachdem ob man in der EU oder in den USA gezüchtet wurde und unglücklicherweise ein männliches Exemplar ist wird man vergast oder geschreddert. Man könnte jetzt einwenden, dass es sich immerhin um einen schnellen Tot handelt, ist aber leider nicht der Fall. Man kann sich, wenn man den Nerv dazu hat, bei Youtube anschauen wie das abläuft www.youtube.com/watch?v=telQxTFzLqo - und ich finde, dass jeder, der Eier im Supermarkt kauft, sich das ansehen muss! Interessanterweise sind die Videos der EU-Methode nicht mehr aufrufbar?! Im übrigen schützt ein Bio-Siegel nicht vor dem Schredder bzw. der Gaskammer. Beim Bio-Siegel für Eier spielt lediglich die Haltung und das Futter eine Rolle und das auch nur dann, wenn es kontrolliert wird.
Wegen des Fuchses, der während der Stallpflicht 15 der 50 Hühner gerissen hat, sollen wieder Hühner angeschafft werden. Johannes hat sich umgeschaut und ist in einem Biobetrieb fündig geworden. 15 in die Tage gekommene Hybridhühner haben ein neues Zuhause gesucht. Allerdings sind sie nun doch nicht bei Johannes eingezogen.
Die Züchtung der Hybridhühner ist - ähnlich wie bei Saatgut - auf wenige global agierende Konzerne konzentriert. In Europa hauptsächlich die deutsche Lohman Tierzucht AG, die niederländische Firma Hendrix, die französische Investmentgruppe Natexis - alle drei mit Tochterfirmen die aus Marketinggründen einen anderen Namen tragen und auch um die Konzentration auf wenige Konzerne zu verschleiern. Dadurch wird eine für die Industriellen praktische Abhängigkeit von den Großkonzernen geschaffen. Wer mehr darüber erfahren möchte kann sich mit Johannes darüber unterhalten, wie schwierig es ist, Hühner aufzutreiben wo klar ist, um was für eine Rasse es sich handelt und wo auch klar ist, dass es keine Hybridrasse ist.
Über Hybridhühner kann jeder bei Interesse noch mehr nachforschen und hier www.bauernhahn.de/hybridhuehner sowie hier: www.kagfreiland.ch/kampagnen/kombihuhn damit beginnen.
Ich bitte darum, dass man mir meinen sarkastischen Unterton in den letzten Zeilen verzeihen möge, ich kann die Thematik ohne Sarkasmus nicht ertragen. Da es nicht nur mir, sondern vielen Leuten so geht, haben Johannes und Jonas das Eierprojekt ins Leben gerufen, da Eier halt trotz allem eine leckere Angelegenheit sind.
Das Eierprojekt funktioniert im Grunde so, dass Johannes für uns 50 Hühner hält. 50 deshalb, da sich Hühner und Hähne an max. etwa 50 Kolleginnen und Kollegen erinnern können und somit eine Art Gemeinschaft oder Großfamilie bilden. Man kennt sich ja. Sind es mehr als 50 Hühner auf einem Haufen, stresst das die Individuen, da sie ständig „Fremden” über den Weg laufen und Hühner das nicht mögen. Die Hühnerfamilie kostet Johannes pro Jahr ca. 2400 Euro - also etwa 50 Euro pro Huhn und Jahr. Diesen Betrag müssen wir zusammenbringen und bekommen dafür alle Eier, die gelegt werden. Jede/r, der sich beteiligen möchte kann das für ein Jahr tun und bekommt entsprechend ihrem oder seinem gebotenen Betrag den Anteil an der Eierlieferung. Auf der Sterngartenodssee-Internetseite im internen Bereich wurde eine Rubrik „Eier” angelegt wo sich jeder am Eierprojekt beteiligen kann. Dort ist auch die Finanzierungsmethode, die man als Art Patenschaft verstehen kann, genauer erklärt.
Christiane (Friedenau)
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