Apfel- und Birnenernte in Tilleda

01.10.2016 - 02.10.2016

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Ein frühherbstliches Erntewochenende liegt hinter mir. Am freien 03. Oktober ist glücklicherweise Zeit, die frischen Eindrücke sofort niederzuschreiben, in der Hoffnung, dass viele Menschen sie gerne lesen, meine Erinnerungen teilen mögen und im nächsten Jahr wieder dabei sind.


Wir waren dieses Mal auf einer alten Obstplantage in der Nähe des kleinen Örtchens Tilleda. Das liegt am Fuß des Kyffhäusers, ein Gebirgszug auf der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Mir ist der Name sehr vertraut. Er klingt mir aus dem Heimatkundeunterricht der vierten Klasse in den Ohren. Unzählige Male fuhr ich mit dem Zug auf dem Weg von meiner Heimat nach Berlin schon durch diese Gegend.


Zum Kyffhäuserberg gehört die so genannte Barbarossa-Sage, die die Brüder Grimm niedergeschrieben haben. In einer Höhle schläft demnach Kaiser Friedrich I. (1122-1190), der irgendwann erwachen und dem deutschen Volk Frieden bringen soll. Die Sage ist sehr bedeutend für die Bildung des deutschen Nationalstaats im 19. Jahrhundert. Daher wurde zwischen 1890 und 1896 auch ein Denkmal auf dem Kyffhäuserberg errichtet. Es wurde geplant vom Architekten, der das Leipziger Völkerschlachtdenkmal entworfen hat. Das Denkmal war von der Obstwiese sehr gut zu sehen, schien uns aber eine leichte Neigung zu haben. Um den Berg gibt es viel zu entdecken: Reste von Kaiserburgen, schöne Wanderwege, die Barbarossa-Höhle.


Zur Obstplantage eingeladen wurde Simon von Katrin, der das schöne Obst leid tat, das dort hängt und selten gepflückt wird. Es gibt Äpfel-, Birnen- und Kirschbäume. Ein Obstbauverein kümmert sich um das Gelände, hat Informationstafeln aufgestellt. Schafe können dort weiden und das Gras kurz halten. Große Teile wachsen aber schon zu. Es könnte noch viel mehr gemacht werden, um die Bäume zu erhalten. Simon stellt sich auf einer Versammlung des Obstbauvereins vor und bekommt vom Schäfer die Erlaubnis, Obst zu sammeln.


Wir sind sehr motiviert loszulegen. Am Samstag reisen bis zum Mittag 18 Erwachsene und 7 Kinder an, viele davon aus Halle. Trotz leichtem Nieselregen geht es sehr gut voran. Bei einer Mittagspause mit einem Buffet unter einer Plane stärken wir uns und sammeln bis zum frühen Abend zwei Drittel des Containers voll. Das Geräusch der Äpfel, die auf die Planen fallen, macht vielen Eindruck. Das Schütteln mit Stangen bereitet großen Spaß, denn es vermittelt eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Aber man muss auch aufpassen, dass die Äpfel nicht auf den eigenen Kopf purzeln. Falls doch, dann wird die Selbstwirksamkeit zu einer schmerzhaften Erfahrung.


Der Samstag endet mit Hirsebrei und gekochtem Kürbis, aufgedrehten Kindern und einem Entspannungsspaziergang durch Oberröblingen. Wir übernachten dort im alten, leer stehenden Bahnhofsgebäude, etwas provisorisch mit Isomatten auf Dielen. Das Bahnhofsgebäude steht zum Verkauf, für 6000 Euro. So leben Träume vom gemeinschaftlichen Leben mit lieben Menschen auf.


Am Sonntag regnet es am Morgen kräftig. Wir kommen spät los, obwohl das Frühstück nur aus Haferbrei mit Mäusekötteln besteht. Alle müssen ihre Sachen zusammen packen, ein paar Äpfel müssen noch sortiert werden. Es entsteht die leicht besorgte Frage: Was können wir heute noch schaffen? Wir sind nur noch acht Erwachsene und zwei Kinder.


Auf der Wiese angekommen, ist es immer noch wechselhaft, mit Regenschauern. Wir fangen an, Birnen zu schütteln und zu sammeln. Dieses Mal müssen wir noch sortieren: die Guten für die Lieferung, alle anderen für den Saft. Simon möchte gerne viele Birnen liefern, damit die ganze Gemeinschaft in der Kiste sieht: Es ist Herbst! Es gibt so viel Obst, trotz der Trockenheit in den letzten Wochen. Wir können das nehmen, was da ist.


Am Nachmittag kommt die Sonne und es entsteht eine wunderbare Stimmung. Die Kinder bauen eine Ritterburg im Transporter mit unseren Napfkisten und sind ganz in ihr Spiel vertieft.Wir sind verzaubert von den frühherbstlichen Farben, den Lichtspielen am Kyffhäuserberg und auf den Feldern ringsum, von den Gesprächen beim Birnensammeln zwischen den Bäumen, von unserer spürbaren freundschaftlichen Verbindung, vom Äpfel- und Birnenberg im Container in leuchtendem Grün, Rot, Gelb, Orange.


Es wäre wunderbar, wenn einige Fotos, die auf der Wiese gemacht wurden, bei mir ankommen. Schickt sie einfach an


Christiane (Friedenau)



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